Nach 100 Tagen im Amt

Statt sich den BürgerInnen unmittelbar nach seiner Wahl vorzustellen, gibt Ortsbürgermeister Christian Winter einen Einblick in sein Amt.

Die Fragen stellte Ratsmitglied und Schriftführerin Antje Pithan.

Wie hat sich Deine Sicht auf das Amt und die Aufgaben eines Ortsbürgermeisters in den letzten 100 Tagen verändert? Was hat Dich am meisten überrascht?

Erstens, der zeitliche Aufwand! Der ist vor allem jetzt in der Anfangszeit deutlich größer als erwartet. Neben meinem regulären 40-Stunden-Job fallen täglich etwa zwei Stunden für das Ehrenamt an. Zweitens, die Vielfältigkeit der Aufgaben und Themengebiete, von organisatorischen Themen bis hin zu komplexen verwaltungstechnischen Fragen.

Und drittens, der leider extrem enge finanzielle Spielraum der Kommunen.

Eine Herausforderung sind die finanziellen, aber auch politischen und diplomatischen Zwänge, denen man im kommunalen Ehrenamt unterworfen ist.

Obwohl ich mich mittlerweile besser an die Herausforderungen, die das neue Amt mit sich bringt, gewöhnt habe, gibt es immer wieder neue Themen, bei denen ich auf die Expertise meines Vorgängers Egon Müller angewiesen bin. Zum Beispiel ganz aktuell das Aufstellen des Haushalts für das nächste Jahr. Ich bin Egon sehr dankbar, dass er mir den Einstieg ins Amt mit seinem umfassenden Fachwissen und seiner langjährigen kommunalpolitischen Erfahrung sehr erleichtert hat und mir auch jetzt noch beratend zur Seite steht.

Welche Rückmeldungen hast Du von BürgerInnen zu Deiner bisherigen Arbeit erhalten?

Die Rückmeldungen der BürgerInnen sind fast schon überwältigend positiv, gleichzeitig gibt es viel Verständnis dafür, dass nicht alles auf einmal und perfekt erledigt werden kann. Jetzt überall als Bürgermeister angesprochen zu werden, ist noch ungewohnt, aber macht auch ein bisschen stolz.

Wie erlebst Du die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat?

Die Gemeinderatsmitglieder unterstützen mich sehr und bringen viel Engagement und Zeit mit. Auch bei kurzfristig angesetzten Terminen sind immer genug Leute da, die bereit sind zu helfen. So konnten wir mit ehrenamtlichen Arbeitseinsätzen schon eine Menge erreichen. Außerdem sind im Gemeinderat viele wichtige Kompetenzbereiche vertreten, wie zum Beispiel für Wald, Feuerwehr, Bauamt und Kindergarten. Dadurch kann ich auf die Expertise, das Fachwissen und die Erfahrung der Ratsmitglieder setzen.

Auch die Zusammenarbeit mit der VG-Verwaltung ist jederzeit positiv und alle dort sind sehr hilfsbereit und haben immer ein offenes Ohr für meine Anliegen.

Du hast Dich für die Wahl in den Gemeinderat aufgestellt, aber zunächst nicht das Bürgermeisteramt angestrebt. Was waren Deine Beweggründe, Ortsbürgermeister zu werden?

Ich habe gemerkt, dass mir als „Ur-Mörsbacher“, nachdem ich bei der Wahl zum Gemeinderat mehr Stimmen als erwartet erhalten hatte, die Entwicklung des Ortes doch mehr am Herzen liegt als angenommen. Zudem übernehme ich gerne Verantwortung, gerade im Ehrenamt, und getreu dem Motto von John F. Kennedy: „Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern frage, was du für dein Land tun kannst“ habe ich mich entschieden, das Amt anzutreten.

Welche Unterstützung wünschst Du Dir von Mörsbacher BürgerInnen, dem Gemeinderat und den Vereinen für die Zukunft?

Zunächst freue ich mich, wenn viele BürgerInnen Interesse an kommunalen und gemeindlichen Themen zeigen und aktiv am Dorfleben mitwirken, sei es durch Teilnahme an Helfertagen, Organisation und Mitwirkung an Veranstaltungen oder aktive Meinungsbildung und Diskussion. Daneben wünsche ich mir Bereitschaft, gemeinsame Lösungen und Kompromisse zu finden, mit denen alle Beteiligten leben können. Und drittens ist mir ein allgemeines Bewusstsein für gesellschaftliche Veränderungen, die Auswirkungen des Klimawandels und für die Notwendigkeit, sich vielleicht von alten Gewohnheiten lösen zu müssen, wichtig.

Welche langfristigen Ziele hast Du Dir für Deine Amtszeit gesetzt? Wo siehst Du die Gemeinde in fünf oder zehn Jahren?

Es ist nicht einfach, die Gemeinde mit dem aktuellen finanziellen Budget entscheidend voranzubringen. Trotz dessen gilt der Anspruch, den Status Quo zu erhalten und im Rahmen der Haushaltsmittel den Ort fit für die Zukunft zu machen.

Wenn ich langfristig denke, sehe ich Mörsbach als eine vitale, lebendige Ortsgemeinde mit möglichst wenig Leerständen und verlassenen Häusern in unseren Ortsteilen.